Psychotherapie

Wie die Wartezeit auf einen Therapieplatz überbrücken?

Wenn du es geschafft hast, dir einen von der Krankenkasse bezahlten Psychotherapieplatz zu organisieren, hast du das schwierigste bereits hinter dir. Dafür kannst du dir selber mal ordentlich auf die Schulter klopfen und dich selbst feiern! 

Je nachdem, wo du wohnst, musst du zwischen zwei bis 9 Monate warten, bis du mit deinem Psychotherapeuten anfangen kannst, an deinen Themen zu arbeiten. Diese langen Wartezeiten können dazu führen, dass sich das Problem verstärkt!

Leider ist es meistens so, daß sich psychische Erkrankungen verfestigen, chronisch werden, verschlimmern. Die Spirale aus depressiven Verstimmungen, Angst und Grübeln dreht sich tiefer nach unten. Bei Depressionen ist der Antrieb sowieso stark vermindert und alles kostet wahnsinnig viel Kraft. 

Ich möchte dich mit diesem Artikel motivieren, damit du deine Energie halten, bestenfalls sogar erhöhen kannst, um ein paar weitere Schritte zu deiner Genesung in Angriff zu nehmen. 

Wartezeit auf einen Therapieplatz überbrücken
Alle Links in diesem Artikel führen zu Anlaufstellen im Main-Kinzig-Kreis.

  1. Sorge gut für dich selbst. Sei lieb und nachsichtig mit dir. 

Eines der Hauptsymptome bei Depressionen ist Erschöpfung und daher der Wunsch nach Rückzug. Den Rückzug kannst du dir nehmen, aber versuche deine Zeit nicht mit dem Handy oder mit Fernsehen zu verbringen – das raubt dir noch mehr Energie! Schlafen und lesen ist okay. Am besten wäre es, wenn du dich dazu bringen kannst, Spaziergänge durch die Natur zu machen. Genauso ist es mit dem Essen: versuche dich einigermaßen gesund zu ernähren; vielleicht kannst du Vitaminpräparate zu dir nehmen ( Omega-3, B-Vitamine, Mineralien, und auch Probiotika sind hier eine gute Idee. Wenn du bereits Antidepressiva einnimmst, frage deinen Apotheker nach Kreuzwirkungen!)

2. Wenn sich deine Symptome verschlimmern ist der Hausarzt deine erste Anlaufstelle.

Dieser wird dir eine Überweisung für die Psychiatrische Institutsambulanz (Schlüchtern) ausstellen. Je nach Schwere deiner Symptome wird dich die „PIA“ entsprechend weitervermitteln. Je nachdem, wie „schlimm“ es um dich gestellt ist, kommen eine Akuttherapie, eine Tagesklinik oder sogar eine stationäre Einweisung in Frage. 

Wenn sich deine Symptome nicht drastisch verschlimmern, werden die o.g. Möglichkeiten für dich nicht in Betracht kommen. Dennoch wäre es gut für dich, wenn du die Wartezeit bis zu deinem Therapiestart nicht einfach so verstreichen lässt. Wie bereits gesagt, psychische Probleme neigen dazu chronisch zu werden. Aber, was kannst du tun?

3. Es gibt viele (kostenlose) Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen. Hier ist eine Liste:

4. Eine weitere Möglichkeit sind online-Therapien, oder Apps:

  • selfapy (kostenpflichtig)
  • Moodgym (von der AOK)
  • Depressionscoach von der TK

5. Oder, du machst einen Termin mit einem Heilpraktiker für Psychotherapie.

Hier müssen die Kosten in der Regel, privat getragen werden, da keine Abrechungsmöglichkeit mit den Krankenkassen besteht. Wenn du eine Zusatzversicherung für Heilpraktiker hast, kann es sein, dass du die Rechnungen einreichen kannst. Das solltest du vorher mit deiner Krankenkasse klären, da nicht alle die sog. „Sektoralen“ Heilpraktiker (in diesem Fall eben für Psychotherapie) erstatten.

Auf jeden Fall ist der Heilpraktiker für Psychotherapie eine gute Anlaufstelle, da du hier gezielt zu deinen Symptomen und deiner Erkrankung nachfragen kannst. Du bekommst alle relevanten Informationen – das ist die „Psychoedukation“ – und es tut immer gut, zu wissen, was genau mit dir los ist. Der HP-Psych kann dir erste Übungen zur Stabilisierung geben. Und es tut einfach mal gut, mit jemandem zu reden. Je nach Schwere deiner Erkrankung, kann es sein, dass der HP-Psych sich in Verbindung mit deinem Hausarzt oder Psychiater setzt, denn bei schweren Erkrankungen kann der HP-Psych nur „mitbehandeln“. 

Hier erfährst du, warum Heilpraktiker für Psychotherapie eine gute Adresse sind. (interner Link)

Achtung: wer Psychosen, schwere Depressionen und/oder Suizidgedanken hat, gehört umgehend in fachärztliche Behandlung. Bei akuten Suizidgedanken bitte die 112 (Notruf) anrufen, oder direkt in die nächste Psychiatrische Klinik fahren. 

Telefonseelsorge: 0800 1110111