…durch „Manifestieren“, oder musst du einfach nur den Affen zähmen?
Es ist kurz vor Silvester und ich bin mir sicher du denkst darüber nach, was nächstes Jahr anders und besser laufen soll. Vielleicht formulierst du sogar ein paar gute Neujahrsvorsätze? …vielleicht möchtest du einen besseren Job haben, 10kg abnehmen, endlich einen Partner finden?
Die unterschiedlichsten Wünsche und Vorsätze haben eines gemeinsam: so wie es jetzt ist, soll es nicht bleiben. Du bist unzufrieden mit deiner derzeitigen Situation.
Aber, wie kommst du deinen Zielen näher? Wie kannst du das schaffen, was du dir vorgenommen hast?
Durch die Sozialen Medien hast du bestimmt schon vom „Manifestieren“ gehört. Grob gesagt geht es beim Manifestieren darum, das was du dir wünschst, durch Gedankenkraft magisch anzuziehen. Es gibt unterschiedliche Herangehensweisen dazu; je nach Manifestierungs-Influencer oder -coach, wird die gewünschte Wirkung durch das „Quantenfeld“ oder durch die „Resonanz des Universums“ hervorgebracht.
Die Strategien des manifestierens reichen von Affirmationen aufschreiben und wiederholen, Vision-boards basteln, meditieren bis zu gnadenlos positiv denken. Es gibt unterschiedliche Methoden um zu manifestieren, hier nur ein paar Beispiele: die „777-Methode“, die „Tesla 369-Methode“, oder manifestieren nach Grabovoi-Codes. Ich verlinke hier keine externen Seiten, da der Dschungel der Methoden zu unübersichtlich und auch zu esoterisch ist.
Wie du hier wahrscheinlich aus meinen Worten schlussfolgern kannst, bin ich kein Freund von „Manifestiere deinen Traumpartner noch heute“ – Methoden. Durch die Anwendung irgendwelcher „Rezepte“ bekommst du schnelle Resultate versprochen, die dann höchstwahrscheinlich zu Enttäuschung führen.
Aber warum funktioniert „manifestieren“ tatsächlich manchmal und warum wird dieses Thema so gehyped? Was ist dran?
Im Prinzip geht es darum, deine Programmierung zu verändern.
Durch deine Erziehung und durch die Erfahrungen die du gemacht hast, hast du ein bestimmtes „mindset“ – also eine Art Software in deinem Gehirn. Diese besteht aus deinen Annahmen und Glaubenssätzen darüber, wie die Welt funktioniert, wer du bist und wie das Leben mit dir umgeht.
Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter.
Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.
(Talmud)
Wenn du also beispielsweise, seit vielen Jahren Single bist und die Einstellung hast „alle Männer sind Sch…“ ist das dein mindset, deine Programmierung. Du wirst nicht in der Lage sein, einen Mann zu erkennen, der ehrlich und vertrauenswürdig ist und somit ein potentieller Partner für dich. Deine Programmierung lässt diese Sichtweise nicht zu, da du deine Wahrnehmung extrem eingeschränkt hast, um dir wieder und wieder die Richtigkeit deines Glaubenssatzes „alle Männer sind…“ zu beweisen.
Genau so, wie du dich im vorangegangen Beispiel negativ programmiert hast, kannst du dich zum positiven umprogrammieren.
Hier können z.B. einige Manifestierungsmethoden zur Anwendung kommen, wie meditieren, Affirmationen aufschreiben, etc.
Wenn du also im nächsten Jahr tatsächlich 10kg abnehmen möchtest, kannst du hart sein, diszipliniert sein und „durchhalten“. Oder du kannst dich umprogrammieren. Du kannst dich so programmieren, dass Zucker einfach nicht mehr attraktiv für dich ist, weil du erkannt hast, dass Zucker nicht dein emotionales Problem löst. Oder weil du verstehst, wie schädlich Zucker für deinen Organismus ist. Du kannst bei der Auswahl deiner Speisen andere Entscheidungen treffen, weil dein mindset sich verändert hat.
Wie genau geht das also, mit dem „programmieren“?
Zunächst geht es darum, zu reflektieren, wie dein Leben momentan läuft.
Was möchtest du verändern?
Was sind deine Verhaltensweisen die dieser Veränderung im Weg stehen?
Welche Worte nutzt du, um über deine derzeitige Situation zu sprechen?
Dann:
Wie genau sieht deine angestrebte Veränderung aus?
Welche deiner Verhaltensweisen helfen, diese Veränderung zu erreichen?
Welche Verhaltensweisen musst du neu lernen, um deinem Ziel näher zu kommen?
Wie fühlst du dich, wenn du die Dinge verändert hast, die du verändern möchtest?
Wie kannst du deine Sprache verändern, um deine Gedanken zu verändern?
Wenn du dich erfolgreich neu programmieren möchtest, ist es förderlich deine Gedanken zu erkennen und zu beobachten. Hier kannst du Meditationstechniken anwenden um es zu üben, Herr über deine Gedanken zu werden. Ich rate meinen Klienten dazu einen „Überwacher“ im Hirn zu installieren. Dieser Überwacher dient dazu, die gedachten Gedanken bewusst zu machen. Eine meiner Lieblingsübungen dazu ist, das Radio im Auto ausgeschaltet zu lassen und mich dabei zu beobachten, was ich gerade denke: „ah ich muss noch zur Post, oh und ich habe etwas Hunger, vielleicht kaufe ich mir gleich beim Bäcker eine Brezel“.
Bei diesem Gedanken meldet mein Überwacher: „hey, du brauchst keine Brezel zwischendurch, iss lieber etwas gescheites, wenn du nach Hause kommst“.
Dann kann ich bewusst meinen Gedanken neu formulieren: „okay, ich fühle gerade ein bisschen Hunger. Dem muss ich aber nicht sofort nachgehen. Wenn ich zuhause bin, kann ich mir einen gesunden Salat machen.“
Die Buddhisten nutzen den Begriff „monkey mind“, um den Zustand unserer Gedanken zu beschreiben. So unkontrolliert und impulsiv, wie Affen die durch den Käfig jagen, so sind unsere Gedanken unterwegs. Also müssen wir erstmal lernen wieviele Affen durch unseren Gehirnkäfig jagen, wie sie heißen und wie wir sie gebändigt bekommen.
Was brauchen deine Affen, um zur Ruhe zu kommen?
Zunächst mal Achtsamkeit. Ja, dieses ausgelutschte Wort. Die Affen sind die Impulse des Körpers und der Seele, die beachtet werden wollen. Vielleicht braucht dein Körper eine große Runde durch den Wald, um runter zu kommen? Vielleicht braucht deine Seele Ruhe und Schlaf?
Je nachdem wie alt du bist, läufst du schon eine ganze Weile mit deiner Programmierung durch die Welt. Es ist nicht einfach dein mindset zu ändern, deine Affen zu zähmen. Du arbeitest wahrscheinlich gegen Grundüberzeugungen an, die schon jahrelang fest in deiner Programmierung verankert sind.
An dieser Stelle kannst du mit Affirmationen arbeiten: „ich bin gut zu mir selbst und entscheide mich für gesunde Ernährung“. Sowas in der Art. Diese Affirmationen können gut wirken, wenn du sie vor dem schlafen wiederholst, oder dir tagsüber ein paarmal vorsagst, oder dich mit Klebezettelchen auf dem Kühlschrank daran erinnerst, dass du jetzt diese neuen, guten Gedanken denkst, anstatt deine alten „schädlichen“.
Also, um deine Neujahrsvorsätze in die Tat umzusetzen, deine Ziele zu erreichen, darfst du dich neu programmieren. Wenn du Rückschläge erfährst sei dir dessen bewusst, dass deine alte Programmierung noch stark ist. Mit der Zeit, mit Achtsamkeit und mit der Zähmung deiner Affen, wirst du deiner angestrebten Veränderung näher kommen.
Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter.
Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.
(Talmud)
Hier ist noch ein interessanter Link zum Thema Monkey Mind….
Pedi Matthies – jameda.de